Lebensmitteltransport als Klimasünder
Im Bereich der Ernährung sind etwa 13 Prozent des Gesamtausstoßes an Treibhausgasen auf den Transport und Handel zurück zu führen. Auf Grund dessen spielen für einen nachhaltigen Konsum möglichst kurze Transportwege eine ausschlaggebende Rolle. Viele Produkte aus dem Supermarkt haben lange klimaschädliche Reisen hinter sich. Insbesondere die letzten zurückgelegten Kilometer haben eine enorme Auswirkung auf die CO2-Bilanz. Ausschlaggebend ist wie die Kunden und Kundinnen zu den Supermärkten, Bauernläden etc. gelangen, um diese zu besorgen.
Ziel des Ögreisslers ist es, durch die CO2 freie Lieferung vom Produzenten bis zu den Kunden und Kundinnen, den Ausstoß der Emissionen des Einkaufens weitestgehend zu eliminieren.
Der Einkaufsstress
Wer kennt es nicht: beim Einkauf eben eine wichtige Zutat für den geplanten Geburtstagskuchen vergessen. Und gleich noch einmal zurück in den Supermarkt, dabei hat man doch gerade schon eine halbe Stunde dort verbracht und eine Ewigkeit in der Schlange angestanden. Wie ärgerlich! Also gleich noch einmal zurück ins Auto und los, damit der Kuchen noch rechtzeitig für die Party fertig wird. Schnell hineingeflitzt in den Laden und na klar, wieder eine Schlange ohne Ende und keine zweite Kassa die geöffnet wird. Und die Frau in der Schlange davor mit einem gefüllten Einkaufswagen bis oben hin…
Hast du dir schon mal überlegt wieviel der Supermarkt dir dafür zahlt, dass du hin und zurück fährst und in der Schlange stehst?
Neben dem immensen Zeitaufwand hat ein Szenario, wie eben dargestellt, jedoch auch noch eine weitere Auswirkung. Doch diese ist vielen Menschen nicht bewusst. Es belastet unsere Umwelt! Natürlich spielt es dabei eine Rolle, welche Produkte konsumiert werden und woher diese stammen. Doch alleine die zwei Fahrten mit dem Auto, für den Transport einer relativ geringen Ladung, hat seine Auswirkungen. Im Schnitt legen wir eine Strecke von 2,5km bis zum Supermarkt zurück. Die eben dargestellte Doppeltfahrt verursacht bei Nutzung eines durchschnittlichen Mittelklasseautos mit Dieselverbrennungsmotor somit 2,157 kg CO2. Also alleine die Einkaufsfahrt produziert mehr Gewicht an CO2 als der Geburtstagskuchen wiegt. Dabei sind die vorgelagerten logistischen Wege der Lieferkette vom Supermarkt noch nicht mal berücksichtigt.
Ögreissler: bequem & einfach das Klima retten – mit Genuss
Der Ögreissler hat sich als Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen zu eliminieren. Nun hat Peter, der Chef, mir den Auftrag gegeben zu berechnen wie viele CO2-Emissionen der Kunde und die Kundin mit einer Lieferung durch den Ögreissler einspart. Das vergleichen wir mit Einkäufen ohne den Ögreissler.
Ziel ist es, das Ergebnis dieser Berechnung im Warenkorb und in der E-Mail zur Bestellbestätigung für die Kunden und Kundinnen ersichtlich zu machen. Dadurch möchten wir die Kunden nicht nur von dem bequemen und genussvollen Einkauf beim Ögreissler überzeugen, sondern auch zeigen, dass sie durch einen bewussten Einkauf regionaler Lebensmittel, die ohne die Verbrennung von Benzin oder Diesel transportiert werden, etwas Gutes für die Umwelt tun.
Bachelor Arbeit
Nachdem ich zu diesem Zeitpunkt kurz vor meinem Bachelorabschluss stand, hat sich dieses Thema sehr gut für meine Bachelorarbeit angeboten. Und so konnte die Recherche und anschließende Ausarbeitung einer Berechnungsmöglichkeit auf wissenschaftlicher Basis erfolgen. Dabei wurden meine Annahmen und Methoden durch meinen Professor Christof Falkenberg der BoKu kritisch betrachtet.
Ögreissler versus Supermarkt?
Der ursprüngliche Plan war, die CO2-Emissionen der Ögreissler-Einkäufe mit herkömmlichen Einkäufen aus Supermärkten zu vergleichen.
Dazu sollte die gesamte Lieferkette der Produkte vom Landwirt bis zu den Kunden und Kundinnen berücksichtigt werden. Die Distanz der Kunden und Kundinnen bis zum Supermarkt wissen wir annähernd aus „Umweltfreundlich zum Einkaufen“ (vgl. VCÖ 2015, daher die 2,5 km aus dem Kuchenbeispiel). Was fehlte, ist der Transportweg vom Produzenten zu der Supermarktfiliale im Ort. Denn, dass Erdäpfel im Marchfeld geerntet werden, bedeutet nicht, dass diese direkt vom Bauern zum Supermarkt geliefert werden.
Und nicht wenige „regionale“ Produkte sind viele dutzend extra Kilometer unterwegs, um in die Lieferlogistik der Warenhäuser einzufließen. Leider erklärte sich keine der Supermarktketten bereit, Informationen zu den Transportwegen der Produkte bekanntzugeben. Da durch war dieser Plan nicht durchführbar.
Der Kundenweg
Um dennoch einen Vergleich aufstellen zu können, habe ich in meiner Arbeit die CO2-Emissionen, die im Unternehmen Ögreissler durch diverse Transportwege anfallen würden, mit denen durch Selbstabholung der Kunden beziehungsweise Kundinnen bei den jeweiligen Produzenten gegenübergestellt. Dazu habe ich die entfernungsbasierte Methode herangezogen, bei der die zurückgelegten Entfernungen mit entsprechenden, aus der Literatur herangezogenen, Verbrauchs- oder Emissionsfaktoren pro Fahrzeugkilometer multipliziert werden (Doppelbauer 2020). Woraus ich dann schlussendlich die jeweiligen CO2-Emissionen errechnen konnte.
Für die Ermittlung der Wegstrecken wurde für jeden Einkauf beim Ögreissler eine optimale Route der unterschiedlichen Bestellungen zurechtgelegt. Als Referenzauto für die zurückgelegten Kilometer wurde ein repräsentatives Auto mit Dieselmotor der Mittelklasse mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 7,0l/100km herangezogen.
An einem durchschnittlichen Liefertag im Frühling 2021 habe ich dann von allen Kunden und Kundinnen die Fahrtstrecken simuliert und aufaddiert. Dabei ergab sich ein CO2-Wert von satten 2.158,2 kg CO2 für alle Kunden und Kundinnen, hätten sie sämtliche Einkauf direkt bei den Produzenten mit eigenem PKW abgeholt. Den Zeitaufwand dahinter habe ich nicht berechnet, aber es ist leicht vorstellbar, dass es an einigen Stellen im Marchfeld zu Stau und Stress-Situationen gekommen wäre.
CO2 freie Lieferung oder CO2 neutrale Lieferung
Bei einer CO2 neutralen Lieferung darfst du CO2 ausstoßen. Aber du verpflichtest dich dazu, diesen Ausstoß zu kompensieren. Die CO2 freie Lieferung dagegeben, erzeugt kein CO2.
Implementierung
Nachdem ich eine Formel für die Berechnung erstellt habe, haben wir im Team einen Algorithmus ausgearbeitet den unsere Programmiererin implementiert hat. Dadurch berechnet unser Shop nun die eingesparten CO2-Emissionen direkt im Warenkorb und schickt das Ergebnis an CO2-Einsparungen bei jeder Bestellung im Email mit.
Und du?
Wie ändert dieses Wissen dein Einkaufsverhalten? Gerne einen Kommentar unten hinterlassen.
Über mich – Marlies Szupper
Mein Interesse an der Umwelt und zum Thema Nachhaltigkeit hat mich zu meinem Studium „Umwelt- und Bioressourcenmanagement“ an der BOKU Wien geführt. Im Zuge meines Praktikums durfte ich Teil des Ögreissler-Teams werden. Neben meinem Umweltinteresse habe ich eine Leidenschaft für Tennis, dass ich viele Jahre leistungsmäßig betrieben habe und heute als Tennislehrerin weitergeben darf.
Literatur
Doppelbauer, M., 2020. Grundlagen der Elektromobilität: Technik, Praxis, Energie und Umwelt. Karlsruhe: Springer Vieweg.
VCÖ, 2015. Umweltfreundlich zum Einkaufen. Wien.