Gleich gegenüber unserer Kommissionierhalle beim Bahnhof in Raasdorf befindet sich ein Erdbeerfeld von Edlingers.
In der letzten Saison hat uns Edlingers bis in den Herbst mit Erdbeeren aus Raasdorf versorgt. Der Duft der Erdbeeren war verführerisch. Uns lief allen das Wasser im Mund zusammen. Wie schafft es Edlingers nur bis so spät in der Saison noch so aromatische Erdbeeren aus dem Marchfeld zu zaubern?
Ich besuche Familie Edlinger-Theuringer in Raasdorf und darf nicht nur die Erdbeer- und Spargelfelder sehen. Auch die Bio-Produktion der Kräuterseitlinge kann ich besuchen und bestaunen. Tatsächlich erfahre ich, dass 2020 die erste Saison war, in der die Familie versucht hat die Erdbeersaison so konsequent zu verlängern. Was für ein Erfolg! Und welch Vorgabe für die nächsten Jahre.
Edlingers
Maria Theresia ist es zu verdanken, dass wir die Erdbeeren der Familie Edlinger-Theuringer genießen dürfen. Denn vor 260 Jahren hat sie dafür gesorgt, dass die Vorfahren der Familie aus dem süddeutschen Raum ins Marchfeld übersiedelt ist.
195 Hektar Land gehört Familie Edlinger-Theuringer auf denen Spargel, Erdbeeren als auch Feldfrüchte angebaut werden.
Das Geheimnis der langen Erdbeer Saison
Das erste was ich von Christiana höre ist: „Erdbeeren gehören nicht ins Marchfeld“. Denn hier ist nicht das ideale Wetter für sie. Eigentlich mögen sie kühleres Wetter und saure Böden. Trotzdem hat uns die Erdbeere während ihres Siegeszuges im Marchfeld schon längst erobert. Damit sie sich hier wohl fühlt, machen wir es ihr hier gemütlich.
Edlingers Erdbeeren
Jedes Jahr werden neue Erdbeerpflanzen von den Mitarbeitern eingesetzt. Während der Saison sind bis zu 60 Mitarbeiter angestellt, von denen 6 das ganze Jahr über tätig sind. Ab Mitte März kommen die ersten tiefgefrorenen Pflanzen aus Holland an. Das Einfrieren versetzt die Pflanzen in einen künstlichen Winterschlaf. Nach dem Auftauen werden sie in den vorbereiteten Boden eingepflanzt.
Ab sofort werden alle paar Wochen neue Pflanzen aus den Niederlanden bzw. Italien geliefert und eingesetzt. So reifen die Früchte zu unterschiedlichen Zeiten und erlauben uns einen lange Zeit Erdbeergenuss. Die ersten Erdbeeren kommen aus dem Folientunnel. Sie sind ab Ende April erhältlich.
Erdbeeren in Stellagen
Auf einem Hektar gleich hinter dem Hoflanden stehen die Erdbeeren Stellagen. Die Pflanzen wachsen in Pflanzenkästen und sind vor Regen und zu viel Sonne geschützt. Damit die Pflanzen optimal versorgt sind, wird der Boden regelmäßig analysiert. Abhängig vom Ergebnis der Bodenuntersuchung werden über Schläuche den Pflanzen der notwendige Dünger zugeführt. Denn „Gute Ernährung ist guter Geschmack“ verrät uns Christiana Edlinger.
Unter den Stellagen wächst Gras. Eine Bewässerungsanlage sorgt dafür, dass das Gras saftig bleibt. Denn die Verdünstung des Grases sorgt für eine kühlere Umgebung rund um die Erdbeerpflanzen. Mitte Juni werden von den Stellagen die ersten Früchte geerntet.
Auch Felder unter Folie werden auf ca. 5 Hektar mit Erdbeeren in unterschiedlichen Etappen bepflanzt.
Am Ende der Saison werden alle Pflanzen händisch wieder entfernt. Das ist viel Arbeit. Aber es gewährleistet, dass der Boden gesund bleibt und sich keine Krankheiten festsetzen.
Die Ernte erfolgt natürlich auch händisch und ist daher arbeitsintensiv.
Ernte auf dem Erdbeerfeld von Edlingers (© Edlingers)
Tragende Erdbeerpflanzen auf Stellagen (© Edlingers)
Die Erdbeere ist eine Sammelnuss
Erdbeeren gehören zu den Rosengewächsen. Es sind mehrjährige winterharte Pflanzen. Die Früchte, die wir Erdbeere nennen, sind in Wirklichkeit keine Beeren. Tatsächlich sind die Früchte die kleinen harten Nüsschen, die auf der Oberfläche der Erdbeere verteilt sind. Die rote Scheinfrucht zieht später Tiere an. Sie fressen die Scheinfrucht samt Nüsschen und scheiden die Nüsschen später aus. So kann sich die Pflanze an weiter entfernte Standorte verbreiten. Die Pflanze kann sich auch vegetativ sehr gut vermehren. Die produzierten Ausläufer gelangen auf den Boden und bilden hier eine neue Pflanze.
Erdbeersorten
Clery: ist eine typische Sorte im frühen Erntebereich. Die Früchte sind groß, kegelförmig und haben eine kräftige Farbe. Die Erdbeeren schmecken süß und aromatisch.
Elsanta: Elsana hat eine starke Fruchthaut und daher eine besondere Festigkeit. Sie ist besonders für den Handel geeignet. Die großen Früchte haben eine glänzend rote Farbe ein starkes Erdbeeraroma. Im Inneren ist die Frucht rot, der Kern bleibt aber weiß. Elsanta ist eine mittelspät reifende Erdbeere.
Opera: Opera ist eine mittelfrühe einmaltragende Sorte. Die Früchte sind groß und glänzend. Sie ist fest aber saftig und hat einen guten Geschmack.
Edlingers Erdbeeren am Feld (© Edlingers)
Die Erdbeere hält sich nicht allzu lange. Willst du das ganze Jahr das herrliche Erdbeeraroma genießen, dann empfehle ich dir den Erdbeernektar oder das Erdbeerfrizzante zu kosten. Rezepte rund um die süße Frucht findest du bei hier.
Spargel von Edlingers
Auf 25 Hektar wird Spargel angebaut. Gleich nach der Ernte, bringen die Mitarbeiter den Spargel in die Kühlung. Und von dort kommt er sofort in den Ab-Hof Verkauf oder wird von den Ögreisslern abgeholt.
Spargelrezepte von Edlingers findest du hier. Der Spargelanbau braucht Zeit und viel Erfahrung. Im Blog findest du mehr über das königliche Gemüse. Und weitere Informationen zur Zubereitung von Spargel sind im Ögreissler Blog.
Bio-Kräuterseitlinge
Auf dem Geländer von Edlingers wachsen unter kontrollierten Bedingungen die Bio-Kräuterseitlinge der Marchfelder Bio-Edelpilze.
Die Produktion ist eine eigene Wissenschaft und erfordert viel Erfahrung und Knowhow. Wir dürfen die Kulturräume besichtigen. Verschiedenen Kulturräumen halten unterschiedliche Umgebungsbedinungen. Immer genau das, was der Pilz gerade benötigt. Das Pilz Mycelium durchwachst in einem ersten Schritt einen sterilen Nährboden bestehend aus Sägemehl und nährstoffverleihenden Zusätze. Alles läuft in speziellen Mehrweg-Plastikflaschen ab. Im zweiten Schritt werden die Umgebungsbedinungen so eingestellt, dass sich Fruchtkörper ausbilden. Von denen werden die kleineren Fruchtkörper ausgebrochen und als Bio-Baby-Kräuterseitlinge verkauft. Jetzt ist genug Platz für das Wachstum von 2 großen Kräuterseitlinge. Nach der Ernte kommt der Inhalt der Flaschen zum Düngen und Kompostieren auf Felder für biologische Landwirtschaft. Nach der Reinigung und Sterilisation werden die Flaschen für den nächsten Anbau der Schwammerl eingesetzt. Vom Beimpfen des Nährbodens bis zur Ernte braucht es ca. 2 Monate.
Im Bio-Kräuterseitling Himmel: Kräuterseitlinge so weit das Auge sieht
Eine entsprechende Simulation bewirkt, dass Fruchtkörper ausgebildet werden
Kräuterseitlinge nach dem Webschneiden der kleineren Fruchtkörper
Marchfeldspargel
Die Spargelbauern im Marchfeld haben die Besonderheit des Spargels in diesem Anbaugebiet früh erkannt. Damit diese gewahrt wird, haben sie den Marchfeldspargel schützen lassen. Durch die geschützte geografische Angabe (g.g.A.) ist laut EU Verordnung detailliert definiert, wann der Begriff Marchfeldspargel verwendet werden darf.
Edlinger-Theuringer ist Mitglied im Verein Marchfeldspargel g.g.A., der 1996 gegründet wurde.
Soziale Verantwortung
Im Bereich der Sozialstandards für ErntehelferInnen setzt sich Edlinger-Theuringer für die faire Behandlung ausländischer Saisonarbeitskräfte ein. Soziale Verantwortung ist dort kein Schlagwort, sondern wird Tag für Tag gelebt. Davon profitieren beide Seiten. Durch die oftmals langjährige Zusammenarbeit gehören die ArbeiterInnen fast zur Familie. Ihre Arbeit entscheidet maßgeblich über Erfolg oder Misserfolg einer Erntesaison. Umgekehrt sichert Edlinger-Theuringer die Existenzgrundlage vieler Familien.
Der Verein Marchfeldspargel g.g.A. hat den seit 2020 in Österreich geltenden neuen Kollektivvertrag für ErntehelferInnen federführend mit verhandelt. Seit heuer verpflichten sich alle Mitglieder des Vereins Marchfeldspargel g.g.A. zudem durch das Zertifikat GRASP (Global GAP Risk Assessment on Social Practice) freiwillig zur kontinuierlichen Überprüfung der Sozialpraktiken, der Arbeitssicherheit, des Gesundheitsschutzes und des ArbeitnehmerInnenschutzes.
Nachhaltigkeit
Das Thema Nachhaltigkeit spielt für uns, unseren Produzenten und Kunden eine wesentliche Rolle.
Insbesondere wenn es um die Reduktion von Plastik geht, sind alle erfreut. Der frisch gestochene Spargel wird in Plastiksackerln verkauft. Das gewährleistet, dass die Stangen ausreichend feucht und knackig bleiben und nicht austrocknen. Als Vorbereitung für die Saison 2021 hat sich Christiana Edlinger-Theuringer nach Verpackungsalternativen umgeschaut. Somit startet sie mit dem Versuch den Spargel in sogenannte Spargelbeutel zu verpacken. Diese sind aus 100% biologisch abbaubarer Zellulose. Ich bin schon sehr gespannt auf die Erfahrungswerte, die Machbarkeit und die Reaktion der Kunden.
Plastik wird auch beim Anbau des Spargels eingesetzt. Verschiedene Folien schützen die Spargeldämme. Ihre Funktion ist einerseits den Boden aufzuwärmen. Sie halten auch Unkraut und Schädlinge fern. Dagegen schützen die dunklen Folien den Spargel vor Sonnenlicht. Denn nur so bleiben die Stangen weiß. Die Folien sind keine Einwegfolien. Sie könne 10 Jahre verwendet werden und werden danach entsprechend recycelt.
Eine große Photovoltaikanalage von 200 kW wird demnächst den Strom für den Betrieb liefern.
Seit 2020 ist Familie Edlinger-Theuringer ein Partner und Produzent von Ögreissler. Frisch gestochener Spargel und frisch geerntete Erdbeeren erhältst du während der Saison. Weitere Erdbeerprodukte und die Bio-Kräuterseitlinge sind das ganze Jahr über erhältlich.
Verglichen mit anderen Früchten sind Erdbeeren nicht lange haltbar. Umso wichtiger ist es sie erntefrisch zu erhalten. Am Betriebsstandort in Raasdorf kannst du im Ab-Hof Laden die erntefrischen Produkte kaufen. Wenn du sie geliefert haben möchtest, findest du sie in Edlingers Ögreissler Shop. Die Erdbeeren, die du über den Ögreissler bekommst, hingen in der Früh noch an der Pflanze.
Vielen Dank an Familie Edlinger-Theuringer für die beintruckenden Fotos inklusive dem Beitragsfoto.
Biologin, fasziniert von Pflanzen und Tieren ober- und unterhalb der Wasserlinie. Seit 15 Jahren bin ich im Qualitätsmanagement zu Hause. Ich unterstütze Labore, Saatgutproduktionen und Lebensmittelproduzenten. Denn Verbessern geht immer.