Auf der Suche nach Bio-Hendln aus der Region fragte der Ögreissler Vincent Harbich. Und Vincent vom Biohof Harbich Weidebeef schwärmte vom Bio-Hendl der Familie Fraisl. Nun ist nicht alles bei Ögreissler immer „bio“. Warum das so ist, erfährst du hier. Jedoch bei Hendl war ihm bio sehr wichtig. Wir kennen alle die Berichte von der Massenzucht von Hendln. Von Hendl-Sorten, die auf schnelles Brustwachstum gezüchtet sind, so dass die Tiere sich nach wenigen Wochen kaum mehr bewegen können. Denn so groß ist das Brustfleisch, dass sie mittragen müssen. Die österreichische Bioverordnung schreibt bei Hendln vor, dass jedes im Freiland 4 m2 (mit zum Teil Beschattung) zur Verfügung haben muss. Ja, das sagt dem Ögreissler schon mehr zu. Schließlich laufen auf seiner Wiese Legehennen herum. Und wenn man schon Fleisch essen möchte, dann sollte es von Tieren kommen, die artgerecht gehalten wurden.
Seit zwei Jahren hat Ögreissler die Bio-Hendl von Fraisl im Ögreissler-Sortiment. Aber wer steht hinter den Bio-Hendln und wie schaut der Hof aus?
Wer steht hinter Fraisl´s Bio-Hendl?
Regina und Martin Fraisl stammen beide aus Familien, die im landwirtschaftlichen Bereich tätig sind. Reginas Elternhaus war ein Milchviehbetrieb und Martins Familie hatte Zuchtschweine. Trotzdem hat es sich erst 2007 ergeben, dass sie einen verlassenen Bauernhof mit anliegenden Feldern gekauft haben. Denn nach vielen Jahren im Angestelltenverhältnis (Martin war 30 Jahre lang im Großhandel landwirtschaftlicher Maschinen tätig), erfüllten sich die Fraisl´s den Traum des eigenen Hofes. 2017 stellten sie den bis dahin im Nebenerwerb geführten Betrieb auf einen Vollerwerbsbetrieb um. Seitdem arbeiten Regina und Martin daran den Direktvertrieb von Biohof Fraisl aufzubauen und zu erweitern. Biohof Fraisl ist ein Familienbetrieb. Bei der Schlachtung gibt es einige helfende Hände, sonst wird alles von der Familie selbst gemacht.
Warum überhaupt Hendl?
Dass es hier Bio-Hendl gibt, entspringt einem Zufall. Ursprünglich befassten sich die ersten Pläne mit Bio-Schafen. Doch es ließen sich nicht regelmäßig Bio-Lämmer in Österreich kaufen und immer aus dem Ausland wollten Martin und Regina keine holen, denn es sollte alles heimisch sein. Erst bei einem Gespräch mit der Landwirtschaftskammer wurde Martin bewusst, dass es in Österreich einen Bedarf an Bio-Hendl gibt. Und so wuchs langsam der Plan und wurde immer konkreter, bis er umgesetzt wurde.
Und warum Bio?
Martin ist aufgewachsen mit „bio“. Schon 2002 stellte der elterliche Betrieb auf eine biologische Landwirtschaft um. Zu der Zeit wurde man oft noch belächelt, wenn man ein Biobauer war. Heute erhält Martin von Kollegen oft Anfragen. Sie wollen wissen wie das mit dem Biobetrieb geht und ob sich die Umstellung lohnt. Und sie wollen wissen ob „bio“ zu ihnen passen würde. Martins Antwort ist dann: „Geh zu deinem Kühlschrank, öffne ihn und schau rein. Da findest du die Antwort“. Heute würde Martin lieber belächelt werden wegen seiner Einstellung zu bio. Denn „bio“ ist sehr viel mehr als nur eine Geschäftsidee.
Bei den Bio-Hendln startet bio natürlich bereits bei den Küken. Fraisl´s kaufen die Bio-Küken aus dem oberösterreichischen Kremsmünster. Auch die Elterntiere werden bereits auf österreichischen Biobetrieben gehalten.
Sobald die gerade mal frisch geschlüpften Küken in den Hendlstall eingezogen sind, werden sie rundum bestens betreut und konstant überwacht. Denn nur bei einer ausreichenden Temperatur, die über die Fußbodenheizung erreicht wird, ausreichend Luftzufuhr aber ohne Luftzug, fühlen sich die Küken wohl. Tageslicht, frisches Wasser und ständiges Angebot an reinem Bio-Futter sind ebenso wichtig für die kleinen Schützlinge. Für Martin war von Beginn an klar, dass er einen modernen Stall haben möchte. Eine Plattenwaage im Hühnerstall misst das Gewicht der Hendln und zeigt an, ob sie sich gut entwickeln. So wissen die Fraisl´s immer wie es um ihre Hendln steht.
Bio-Hendl mit Fernblick: auch Junghendl schaffen es über Absperrungen zu fliegen/hüpfen. Gerne setzen sie sich auch auf die Stangen im Garten.
Im Haselnussgarten dürfen die Hühner auf knapp 80000m2 scharren und herum laufen.
Wintergarten: die 5 Wochen alten Bio-Hendl sitzen zu Mittag am liebsten im Stall oder im Wintergarten. Für die Rasse colour yield typisch sind die unterschiedlich färbigen Federn. Von weiß über beige bis zu braun ist alles möglich.
Links sind die Übergänge zum dünkleren und beschützteren Stallbereich, rechts sind die Übergänge zum Garten.
Schlachtung
Nach 8 Wochen sind die Hendln schlachtreif. Es wird darauf geachtet, dass die Tiere möglichst keinen unnötigen Stress ausgesetzt werden. Bio-Hendl sind bei Tageslicht extrem lebhaft, aber in der Dunkelheit komplett entspannt. Daher werden die Tiere nachts gefangen und noch im Dunkeln bzw. mit blauem Licht (das ist unsichtbar für Hendl) in den in der Nähe gelegenen Schlachtraum gebracht. Dort werden die Tiere vorschriftsmäßig bäuerlich geschlachtet und mit viel Handarbeit zu bratfertigen Bio-Frischhendln hergerichtet.
Bevor wieder Küken in den Stall dürfen, muss der Stall ordentlich gereinigt werden. Dies ist Chefsache, erklärt uns Martin. Mehrere Tage lang braucht er, um den Stall zu leeren und zu putzen. Da er keine Reinigungs- oder Desinfektionsmittel einsetzen möchte, reinigt er ausschließlich mit heißem Wasser und Hochdruck. Alles muss so sauber sein, als ob man vom Boden essen möchte, und das will er niemandem anderen überlassen!
Weshalb schmecken eure Bio-Hendl so gut?
Martin und Regine lachen bei dieser Frage. Aber sie ist wirklich ernst gemeint. Denn wir erhalten diese Frage öfters von Kunden, die die Hendl von Fraisl schon gekostet haben.
Und hier kommt Martins Erklärung dazu. Das liegt an mehreren Faktoren:
1. Die Rasse
Unsere Bio-Hendl sind keine normalen Masthendl. Sondern sie sind eine Kreuzung aus Lege-Henne und Mast-Hahn. Dadurch, dass sie nicht nur Masthendl sind, wachsen sie langsamer. Und das merkt man später an der Fleischqualität. Die Rasse heißt „colour yield“ und die Hendl haben tatsächlich unterschiedliche Farben. Manche sind weiß bis hellbeige, andere dunkler.
2. Bewegung: Das größere Platzangebot im Stall, der Wintergarten „überdachter Außenscharraum“, der großzügige Auslauf ins Freie:
Die Bio Küken sind zu Beginn natürlich nur im Stall. Sie brauchen am Anfang viel Wärme, hohe Luftfeuchtigkeit und keine Zugluft. Dafür sorgen die Fußbodenheizung und die Klimaüberwachung, also eine exakte Steuerung der Rahmenbedingungen. Sobald sie jedoch älter sind, haben sie die Möglichkeit sich im sogenannten Wintergarten oder im Garten auszutoben. Das brauchen sie auch, denn sie mögen die Bewegung, fangen Insekten und graben Würmer aus. Ihnen stehen an die 80000 m2 zur Verfügung. Hier können sie ihre angeborenen Bedürfnisse wie das Scharren in der Natur ausleben. Wir bieten beispielsweise im Wintergarten auch „Sandbäder“ an.
3. Das Bio-Futter
Der Lieferant des Hendlfutters ist spezialisiert auf Bio-Geflügelfutter. Es kommen ausschließlich österreichische Rohwaren zum Einsatz. Und das ist uns sehr wichtig. Wenn bei einem österreichischen Produkt „bio“ draufsteht, dann weiß ich, was das heißt. Schließlich werde ich auch regelmäßig kontrolliert und alles muss rückverfolgbar sein.
4. Die Schlachtung
Es ist auch wichtig zu wissen, dass die Schlachtung sehr wohl einen großen Unterschied macht. Bei einer bäuerlichen Ab-Hof-Schlachtung werden die Tiere keinem unnötigen Stress ausgesetzt. Ein langer Transport, so wie es ihn bei der industriellen Schlachtung zwangsläufig gibt, entfällt.
Des Weiteren werden die Fraisl´s Bio-Hendl händisch geschlachtet und aufbereitet. Im Gegensatz zur industriellen, vollmechanisierten Schlachtung wird hier noch viel durch Handarbeit erledigt. Vor allem die Endkontrolle ist Sache der Chefin und so wird von Regina jedes einzelne Hendl genau überprüft.
Die Antwort von Martin erscheint uns nachvollziehbar.
Biohof-Fraisl Ursprungsdünger
Ein ganz neues Produkt haben die Fraisl´s mit dem Bio-Dünger entwickelt. Die Basis ist Hühnertrockenkot, versetzt mit effektiven Mikroorganismen, Urgesteinssand und vielem mehr.
Viele Versuche scheiterten, weil bei der Entwicklung des Düngers Rückstände von Pestiziden und Schwermetallen in minimaler Dosis nachweisbar waren. Aber Martins Bio-Ehrgeiz war geweckt. Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Also experimentierte er weiter.
Es war ein weiter Weg dorthin, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen: Ein gerucharmer, sehr effektiv wirkender Biodünger-Pellets, der trotzdem nicht „verbrennt“! Zu guter Letzt wird die Dünger-Mischung noch erhitzt, somit ist der Bio-Dünger aus Hühnerkot noch dazu keimfrei! Martin ist sehr stolz darauf. Schließlich hat er als Kunden Produzenten von Obst (besonders Beeren), Gemüse und Kräutern. Natürlich alles in Bio-Qualität.
Dieser „Biohof-Fraisl – Ursprungsdünger“ ist 100% Bio, aus 100% österreichischen Rohprodukten und 100% frei auf Pestiziden oder anderen Schadstoffen und ist daher absolut unschädlich für Menschen(-Kinder) und (Haus-)Tiere.
Diesen Ursprungsdünger gibt es auch für Gartenbesitzer beim Ögreissler.
Die Schafe mit den Knopf-Augen
Neben der Bio-Hendl haben die Fraisl´s auch Schafe, die den Haselnussgarten beweiden. Natürlich handelt es sich hier um Bio-Schafe. Und weil Schafe auch mal gerne Haselnusssträucher anknabbern, musste hier ein besonderes Schaf her. Es sind die Babydoll Schafe. Das ist eine sehr zahme fast tollpatschig wirkende Rasse. Sie haben kurze Beine und keinerlei Interesse die Sträucher der Haselnüsse anzuknabbern. Durch ihr breites Gesicht und dem kleinen Wuchs sehen sie unglaublich kuschelig süß aus.
Die Fraisl´s sind einer von drei Betrieben in Österreich, die Bio-Babydoll-Schafe züchten.
Die Babydolls sind freundliche Schafe. Mit ihrem breiten Kopf und den Knopfaugen sehen sie zum Kuscheln aus.
Die Schafherde kommt uns sofort neugierig beäugen.
Unser Besuch neigt sich dem Ende und wir sind voller neuer Eindrücke. Während sich der Ögreissler auf seine Bio-Hendl auf dem Teller freut, frage ich mich: wo genau beginnt Massentierhaltung? Beginnt sie mit der Anzahl der Tiere? Schließlich gibt es hier im Betrieb 9600 Bio-Hendl. Ich frage Martin.
Martins Antwort: „Ich möchte mit meiner Familie von dem Hof leben können. Das kann ich halt mit 100 Hendln leider nicht. Es ist unser hohes Interesse, dass es den Tieren hier gut geht! Hendl sind sogenannte „Herdentiere“, die brauchen den sozialen Kontakt untereinander. Ein Hendl alleine würde wahrscheinlich vor Langeweile sterben, weil ihm die Artgenossen zu sehr fehlen würden. Unseren Hendln (und natürlich auch den Schafen) geht es jedem einzelnen sehr gut! Wir versorgen sie mit allem, was sie sich nur wünschen können: Ausreichend Platz im Stall, bestes Futter, frisches Wasser, Weide, Sonnenlicht, Auslauf, etc. Und die Tiere danken es uns – nicht zuletzt mit guter Entwicklung und Gesundheit“.
Zurück angekommen suche ich nach dem Begriff „Massentierhaltung“ . Wie ist der überhaupt genau definiert? Definitionen und Hintergründe dazu habe ich im Internet viele gefunden. Unter anderem: „Massentierhaltung, auch intensive Tierhaltung oder Intensivtierhaltung genannt, ist die massenhafte Haltung von Tieren unter beengenden, belastenden und meist nicht artgerechten Umständen.“ Wenn es nach dieser Definition geht, kann ich guten Gewissens sagen, dass die Bio-Hendl bei den Fraisl´s artgerecht leben und ausreichend geschützten Platz als auch Freiland haben.
Über den Haselnussgarten haben wir bis jetzt noch nicht so viel erfahren. Aber ich hoffe wir können uns auch bald über Bio-Haselnüsse von Fraisl´s freuen.
Die Bio-Hendl von Fraisl erhälst du im Ögreissler Shop. Es gibt sie natürlich nicht jede Woche. Bestelle sie am besten so früh wie möglich, so dass wir den Transport mit dem Elektroauto besser planen können.
Biologin, fasziniert von Pflanzen und Tieren ober- und unterhalb der Wasserlinie. Seit 15 Jahren bin ich im Qualitätsmanagement zu Hause. Ich unterstütze Labore, Saatgutproduktionen und Lebensmittelproduzenten. Denn Verbessern geht immer.